Mit Baumgarten, Lambert & Co. durch die fruchtbaren Ebenen (auch ausgedehnten Sümpfe, seichteren Tümpel und den einen oder anderen schmuddeligen Tunnel) der Philosophie des 18. Jahrhunderts
Sie sind, auf welchen seltsamen Pfaden auch immer, auf die (dauerhaft) sehr provisorische Homepage eines zur Zeit (endlich!) wieder einmal befristet angestellten Philosophiehistorikers geraten. Sie finden hier unter anderem einen ausführlichen Lebenslauf und ein aktuelles Publikationsverzeichnis. Gelegentlich will ich auch Neues aus meinen gerade bearbeiteten Projekten berichten; einige Schwerpunkte, die sich nicht mehr so schnell ändern, erkennen Sie schon in der Seitennavigation. Als Spielwiese habe ich die Unterseite »Unprofessionelles« angelegt, auf der es auch ’mal recht persönlich zugehen kann, aber immer so, dass auch die Fachbesucher dieser Seite gerne hineinschauen dürfen. Hier auf der Startseite kann man in antichronologischer Ordnung lesen, was mich beschäftigt (hat):
… nimmt mich das Projekt der Edition der Moehsen-Papiere nicht nur fast, sondern völlig in Beschlag. Obwohl ich bislang hauptsächlich mit der Transkription und deren Korrektur beschäftigt war, habe ich gerade eine philologische Überraschung erlebt: Svarez’ Vortrag »Ueber die Befreiung von Staats-Abgaben, insofern dieselbe als ein Privilegium gewisser Stände im Staate betrachtet wird« ist nicht erst 1993 von Andreas Schwennicke aus den Moehsen-Papieren gedruckt worden, sondern schon 1896 von Heinrich Meisner, und zwar zusammen mit Svarez’ »Vorschlägen zu Zensurgesetzen«, die wir also nicht in unserer Edition erstveröffentlichen, sondern bloß zugänglicher machen werden.
Daher habe ich den Anhang zu den Folien meines Vortrags auf der Moehsen-Tagung von 2022, der eine Liste der mir bekannten Erstveröffentlichungen von Manuskripten aus den Moehsen–Papieren darstellt, noch einmal aktualisiert; dort stehen jetzt genaue Angaben zu dieser Publikation Meisners. Falls dies jemand liest, der diese Folien samt Anhang schon heruntergeladen hat, möge er sich die neue Version beschaffen (der Text der Folien selbst ist unverändert).
Sicher werde ich es nicht schaffen, etwas über die wenigen Bücher, die ich in letzter Zeit lesen konnte, zu Papier (zu Blog?) zu bringen. Lohnen würde es sich bei Ernaux’ Une femme, aber die Autorin hat den Nobelpreis bekommen, eine zweisprachige Ausgabe ist bei Reclam zu haben und Werbung sicher nicht nötig. (Na, vielleicht doch, wenn man die vielen großen Worte, schmucken Adjektive und prall-sinnlichen Schilderungen in so vielen anderen Werken so langsam satt hat. Der Einfluss der Ernaux auf Teile der französischen Literatur scheint mir kein schlechter zu sein.) Schalkos Schwere Knochen fand ich weniger gut als die meisten Leute, mit denen ich darüber gesprochen habe. So viele Seiten lang halte ich süffisantes Grinsen nicht durch. Billy-ze-Kick von Jean Vautrin ist auf eine Art zweischneidig, dass ich doch noch mal darauf zurückkommen möchte, aber das eilt nicht, die deutsche Übersetzung ist schon vor langer Zeit in der Reihe Rotbuch Krimi erschienen (hübsch waren diese Bände damals, nur ein bisschen zu teuer, um sie alle vom Taschengeld zu kaufen; gut, hing vom Taschengeld ab). Das Erfolgsbuch der Gegenwart schlechthin, Meine geniale Freundin, wird von der Zeitschrift Brigitte Woman (gibt es Brigitte Man?) gelobt, wie mir der Suhrkamp-Verlag auf dem Umschlag mitzuteilen für nützlich hält. Die New York Times hat es kürzlich zum vorläufig besten Roman des Jahrhunderts erklärt. Gekauft habe ich es trotzdem, weder Erfolg noch aufdringliches Marketing sprechen gegen die Qualität eines Textes, wie ich mir immer wieder sagen muss, wenn der Verdacht entsteht, dass ersterer von letzterem verursacht worden sein könnte. Freilich, die Lektüre zieht sich etwas, obwohl man in der Ereignisflucht der Erzählung nicht oft Anlass hat, das Buch zum Nachdenken übers Gelesene aus der Hand zu legen. – Was noch? Fontanes Irrungen, Wirrungen ist gut. OK, das habe ich bloß viel später gemerkt als sehr viele andere. Und noch etwas ganz anderes: Hugh Barr Nisbets Lessing-Biografie (deutsch 2008 bei C.H. Beck) ist ein unglaublich informatives Buch, klar geschrieben, sorgfältig recherchiert, spannend zu lesen, der Autor beweist auf Schritt und Tritt ein eigenes, sicheres Urteil und wer sich irgendwie für deutsche Literatur oder fürs 18. Jahrhundert (wenn nicht gleich für den großen Lessing) interessiert, lernt daraus garantiert noch mehr, als er nach dem ersten Blick auf das dicke Buch zu hoffen wagt.
… nahm mich das Projekt der Edition der Moehsen-Papiere fast völlig in Anspruch. Nebenbei konnte ich zwar verkünden, dass bei Wehrhahn in Hannover der Band zur Moehsen-Tagung (s. unten zum zweiten Quartal 2022) im August erschienen war. Allein, es gab ein erhebliches Problem mit der Auflage, sie erwies sich als komplett fehlerhaft. Den zahlreichen ungeduldigen Kaufinteressenten empfahl ich daher abzuwarten, bis ich hier die Verfügbarkeit fehlerfreier Exemplare vermelden würde. – Aktualisierung: Bedauerlicherweise hatte ich völlig vergessen, hier darauf hinzuweisen, dass der Band auf Betreiben des Mitherausgebers Hans-Uwe Lammel ohne Verzug neu gedruckt wurde und noch im Herbst 2023 in fehlerloser Fassung ausgeliefert wurde. Man kann das Buch seither getrost bestellen. (Ich danke dem ›ungeduldigen Kaufinteressenten‹, der im September 2024 nachgefragt hat!)
Allerdings habe ich den im Buch erwähnten Anhang zu meinen Vortragsfolien mit der Liste der mir bekannten Erstveröffentlichungen von Manuskripten aus den Moehsen–Papieren aktualisiert; falls dies jemand liest, der diese Folien samt Anhang schon heruntergeladen hat, möge er sich die neue Version beschaffen.
Falls es sich hätte tun lassen, hätte ich gern von ein paar Büchern berichtet, die ich seinerzeit gelesen hatte, von Peter Brückners »Das Abseits als sicherer Ort«, Hans Werner Richters »Rose rot, Rose weiß« (ich sollte es mit Kästners »Fabian« vergleichen, aber dazu müsste ich den noch einmal lesen – was andererseits Spaß machen dürfte), vielleicht von dem merkwürdigen Roman »Allegro Pastell« von Leif Randt, aber ganz sicher nicht von Dörte Hansens Blut-Boden-und-Meer-Schmarrn »Zur See« … Die Vermutung, dass ich, wenn ich überhaupt dazu komme, lieber mehr lesen würde, als über Gelesenes zu schreiben, hat sich als richtig herausgestellt.
… fand in Göttingen die von Philipp-Alexander Hirsch, Gideon Stiening und Dieter Hüning organisierte Tagung zu Ernst Ferdinand Klein (7. bis 9. Oktober) statt. Das Aufeinandertreffen von Wissenschaftlern, die sich in ganz verschiedenen Disziplinen mit Klein beschäftigen, hat zu lebhaften und sicher für alle Beteiligten lehrreichen und fruchtbaren Diskussionen geführt. (Dem Ablauf nach war sie denkwürdig, weil ein Bombenfund in der Göttinger Innenstadt schon nach dem ersten Vortrag zu einer Verlegung der Veranstaltung nötigte, und zwar ganz aus dem Zentrum und dem Campus hinaus. Dank der großartigen Improvisationstalente und der im Laufe des Tages stark strapazierten Unermüdlichkeit des Leitungsteams und der studentischen Hilfskräfte haben wir so rechtzeitig im Veranstaltungsraum eines KHG-Wohnheims Unterschlupf gefunden, dass das ganze geplante Programm ablaufen konnte. Die Wanderung zum Wohnheim, die Atmosphäre, das anschließende gemeinsame Abendessen (natürlich auch in einem ganz anderen Lokal als geplant) und der abenteuerliche Weg in Ersatzunterkünfte oder ins Hotel (als die Evakuierung um zwanzig vor eins in der Nacht aufgehoben werden konnte – herzlichen Dank übrigens an den Kampfmittelräumdienst) … verlangen nach einer Schilderung durch einen Autor, der mindestens genug Talent hat, ein Drehbuch zu einem Roadmovie zu verfassen.
Ich muss mich darauf beschränken, hier die Folien zu meinem Vortrag (gehalten vom roten Sofa der Wohnheimkneipe aus, mit dem überaus freundlichen und langmütigen Sektionsleiter an meiner Seite) anzubieten; ich habe sie anschließend geringfügig bearbeitet und um eine Folie (Nr. 8) mit Stichpunkten zum vorläufigen Fazit des Vortrags ergänzt.
Anschließend konnte ich eine erste
Liste von Errata und Addenda
(der Link führt aber zur aktuellen Version vom 22.09.2022) zu unserer
Edition von Lamberts ›Monatsbuch‹
fertigstellen; sie steht auch auf der Homepage der ehemaligen Arbeitsstelle Lambert-Edition den Benutzern des Supplementbandes zur Verfügung. Auch an dieser Stelle danke ich den Hinweisgebern und bitte die Leser des Bandes weiterhin darum, uns entdeckte Fehler und ergänzungsbedürftige Stellen mitzuteilen!
… schreibe ich einen inhaltlichen Teil der Einleitung in unsere Neuedition des Monatsbuches (in der ich einige Beobachtungen zur Vielseitigkeit Lamberts und zur davon vielleicht behinderten, bislang jedenfalls wenig untersuchten Rezeption seines Schaffens – sieht man vom notorischen Fall Immanuel Kant ab – unterbringen werde);
… habe ich mehr Mühe, als mir lieb ist, mit der Migration dieser Homepage, aber dafür kann ich hie und da Fehler verbessern;
… habe ich von der alphabetischen Erfassung der Bücher in Lamberts Nachlasskatalog (s. u. unter ‚zweites Halbjahr 2016‘) eine leicht verbesserte Version (0.6) hochgeladen: Mittlerweile sollten die Verweise auf Wardas Verzeichnis der Bücher Kants vollständig sein (d.h. der Benutzer meiner Textdatei erkennt, wenn auch in Kants Nachlass ein Buch vorhanden war, das Lambert besaß – der alte Kant war freilich kein Büchersammler, deshalb kann man aus dem Fehlen eines Titels in Wardas Katalog im Regelfall nichts ableiten), und die Hinweise auf das Verzeichnis von Lamberts Rezensionen in unserem Supplementband (s. hier unter Lambert, ›Monatsbuch‹ ) werden allmählich zahlreicher.
… hat mir Clemens Schwaiger Sonderdrucke von zwei neuen Publikationen geschickt, auf die ich fürs Erste einfach hinweise:
… bin ich immer noch mit der Einleitung zur ›Monatsbuch‹-Edition beschäftigt, derzeit hauptsächlich mit der ›Gebrauchsanleitung‹, also der technischen Beschreibung der verschiedenen Teile;
… korrigiere ich den mittlerweile (praktisch) vollständigen Rohtext der Erstauflage der
Metaphysica (die erste Variante, der einigermaßen vorlagentreue Basistext, wird bald verwendbar sein);
… halte ich an der Universität Mannheim ein Proseminar »Argumente für den Rationalismus. Leibniz’ Antwort auf Locke in den
Neuen Abhandlungen über den menschlichen Verstand« ab, das wenige, aber engagierte Teilnehmer hat und mir großen Spaß macht.
… arbeite ich noch an der Einleitung zur ›Monatsbuch‹-Edition, die übrigen Teile sind inhaltlich und weitgehend auch redaktionell fertig;
… erstelle ich peu à peu einen digitalen, durchsuchbaren Text der ersten Auflage der Baumgartenschen
Metaphysica von 1739. Auch die Variantenverzeichnisse (mit den Wortlautabweichungen der 2. und 3. Aufl. von der 4. bzw. dem Editionstext), die dem Indexband von 2016 (s. unter Dezember 2016) in Ergänzung der Gawlick/Kreimendahl-Edition von 2011 beigegeben sind, berücksichtigen die Erstausgabe wegen der schieren Quantität der Abweichungen von allen späteren Auflagen nicht. In text- und sprachgeschichtlicher Hinsicht wäre es aber nützlich, wenn man die Ausgabe von 1739 bequem und auch computergestützt mit den anderen vergleichen könnte … Ich habe das Open-source-Scanprogramm »tesseract« auf die Antiqua dieser Ausgabe trainiert und komme daher (sozusagen nach Feierabend) mit dem Scannen und korrigieren des Textes, der unangenehmerweise im Original bereits von Druckfehlern strotzt, leidlich voran;
… möchte ich den Besucher unbedingt auf eine sachlich gewichtige Neuerscheinung zu Baumgarten hinweisen:
Alexander Aichele:
Wahrscheinliche Weltweisheit. Alexander Gottlieb Baumgartens Metaphysik des Erkennens und Handelns, Hamburg: Meiner 2017 – Nach allem, was ich bisher darüber gehört habe, verspricht das Buch, die deutsche Diskussion über Baumgarten auf ein neues Niveau zu heben.
»Auch eine Beschäftigung für einen erwachsenen Menschen, im 18. Jahrhundert wie im Müllkasten herumzufingern!«
Erich Kästner,
Fabian
der Sie immer noch auf dieser Seite sind: ich würde mich freuen, wenn Sie gelegentlich wieder hier hereinschauen würden und so (hoffentlich) die Fortschritte im Auf- und Ausbau der Homepage begleiten.
Armin Emmel
Auch das ist eine kleine Baukasten-Homepage, die leider nicht ganz so bescheiden daherkommt wie meine erste.
Letzte Änderung:
17.11.2024, 14:15 Uhr
© Armin Emmel