Lambert-Forscher seien auch auf die Startseite hingewiesen, wo unter »Aktuelles … im zweiten Halbjahr 2016« eine durchsuchbare Textdatei (utf-8-kodiert) mit sämt­lichen Buchtiteln aus dem Versteigerungskatalog von Lamberts Nachlass und eine Prüfsumme dazu angeboten wird (ok, von hier aus geht es jetzt auch).
Im Rahmen der Homepage der ehemaligen Arbeitsstelle Lambert-Edition an der Universität Mannheim wurde eine
Seite für die Neuedition des Monatsbuchs ein­ge­richtet, auf der die Herausgeber (Niels Bokhove und ich) eine durchsuchbare Ver­sion des reinen Editions­textes als Er­schlie­ßungs­mit­tel und einen Scan der Erst­aus­gabe von Karl Bopp zum Vergleich zur Verfügung stellen.

Die Neuedition von Lamberts Monatsbuch

Hier finden Sie eine eingehende Beschreibung des Supplementbandes zu Lamberts Philosophischen Schriften , in dem Niels Bokhove und ich u. a. sein Monatsbuch neu ediert haben. Das Buch ist im März 2020 in zwei Teil­bänden (zus. 1083 Seiten) im Olms-Verlag (Hildesheim u. a.) erschienen. (Die Arbeiten wurden zeitweise ge­för­dert von der Fritz-Thyssen-Stiftung, die durch eine Beihilfe auch den Druck ermöglicht, wofür wir auch an die­ser Stelle danken.)

Ein Verzeichnis der Corrigenda (aktu­eller Stand: 23. Sep­tem­ber 2022, mit vielen Er­gän­zun­gen, u.a. auf­grund einer ersten Aus­wer­tung der digi­ta­li­sier­ten Proto­kolle der Sitzun­gen der Aca­démie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Berlin und mit neuen Hin­wei­sen auf er­hal­tene Lam­bert-Manu­skripte) wird auch auf der zu­ge­hörigen Projektseite der ehemaligen Arbeitsstelle Lambert-Edition der Universität Mannheim bereit­ge­stellt (und ge­pflegt) werden. Wir bitten die Leser und Benutzer freundlichst, uns entdeckte Fehler mitzuteilen. (Bibliografische Angaben zu den uns bekannt gewordenen Rezensionen des Supplementbandes s. unten auf dieser Seite.)


Der Supplementband umfasst folgende Teile:

  • Kurze Gebrauchsanleitung
  • Einleitung in zwei Teilen: 1. Lamberts Schaffen im Spiegel des Monatsbuchs und der Rezeption, 2. Zum Gebrauch der einzelnen Teile dieses Bandes
  • Text des Monatsbuchs in einer gegenüber der Fassung bei Karl Bopp verbesserten Lesung
  • ausführlicher Kommentar zu Lamberts Einträgen im Monatsbuch
  • Primärbibliografie (Verzeichnis aller bekannten Veröffentlichungen Lamberts)
  • separat: Verzeichnis der Rezensionen Lamberts (und dazu ein Verzeichnis der Rezensionen anonymer Schriften geordnet nach deren Titel)
  • Katalog der erhaltenen nachgelassenen Manuskripte
  • chronologisches Verzeichnis der erhaltenen Briefe von und an Lambert
  • nach Korrespondenten geordnetes Verzeichnis der Briefe
  • Abkürzungsverzeichnis (mit dem Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur)
  • Personenregister
  • Ortsregister zum Text des Monatsbuchs
  • Ausführliches Inhaltsverzeichnis


Beim sogenannten Monatsbuch handelt es sich um ein Manuskript Lamberts (18 Blatt, meist beidseitig be­schrie­ben) im Codex L.I.a 740 der Universitätsbibliothek Basel, das in Stecks Verzeichnis und in der von Steinmann re­di­gier­ten Kurzfassung als »Standorts-Katalog« die Nr. 2 trägt. Der schmale Codex 740 enthält außerdem nur noch das sogenannte Herderinventar, d. i. Johann (III) Bernoullis kurzes Verzeichnis derjenigen Manuskripte aus dem Lambert-Nachlass, die an Johann Gottfried Herder verliehen waren. Die Einträge des Monatsbuchs beginnen im Januar 1752 (also in Lamberts Zeit als Hauslehrer in Chur), die Grundsprache ist zunächst Latein

Im Juli 1761 wechselt sie (auf einem neuen Blatt) vorübergehend zu Deutsch, was – wie in der Zeit üblich – auch einen Wechsel zu einer Kurrentschrift mit sich bringt. Ab Januar 1763 herrscht wieder Latein vor, bis 1773/74 und im letzten Lebensjahr erneut deutsche Einträge begegnen. Titel seiner Schriften gibt Lambert gewöhnlich in der Sprache der Publikation (Deutsch, Französisch oder Latein) an. Während die Eintragungen in den mittleren Jahren vergleichsweise ausführlich sind, werden sie dann wieder knapper; die Anzahl der Eintragungen pro Jahr sinkt erst ab 1773 merklich. Die letzte Notiz Lamberts betrifft die Fertigstellung der Pyrometrie im Mai 1777.

Man sieht, dass Lambert französische Titel (und einzelne lateinische oder französische Wörter) in seiner leicht lesbaren lateinischen Schreib­schrift notiert. Die eigentliche Lesung des handschriftlichen Textes böte vielleicht noch keinen zwingenden Anlass, die Ausgabe von Karl Bopp (München 1915) durch eine neue zu ersetzen, auch wenn wir Lamberts Unterstreichungen wiedergeben und gestrichene Stellen, die Bopp weggelassen hat, soweit es uns möglich war, entziffert haben, beispielsweise im September 1755:


<Adnotata quaedam ad Kraftii Instit. Geom. sublim.>

Unser Kommentar: Auf diese Arbeit von Georg Wolfgang Krafft – gemeint ist Institutiones geometricae subli­miores , Tübingen: Berger 1753 (im Nachlasskatalog Maire 1778 , S. 15, Nr. 272) – weist L. in „Observationes variae“ (#L1758.03, vgl. zuletzt Anm. 217), § 15, Nr. IV, S. 137 hin. S. zu Krafft Anm. 276.


In einigen Fällen aber führen Fehl­lesungen Bopp bei der Kommentierung auf die falsche Fährte: Unter März 1758 liest er »[...] adnexis compendiis spiralibus« statt »specialibus« (und verweist daher auf den falschen Lambert-Text); im April 1762 soll Lambert sich mit dem »Mscpt. der Niobide« Johann Jakob Bodmers beschäftigt haben, was die Identifizierung des Bodmerschen Werkes – der
Noachide – ummöglich macht. Bei einem Eintrag vom Juli 1765 ist aus dem Ortsnamen »Unna« bei Bopp das an dieser Stelle sinnlose »terna« geworden.
Aber auch kleinere Fehler können lästig sein: Zu Oktober 1752 ignoriert Bopp mit »expansion. calorem«, dass zwischen beiden Wörtern wohl noch das Zeichen für ›spiritus vini‹ und jedenfalls ein »p.« für ›per‹ steht, also vom Prinzip des Wein­geist­thermo­meters selbst die Rede ist. Die Gliederung der Themen kann bloß leicht verunklart sein: Zu Juni 1762 steht bei Bopp: »Theoremata über die Bewegung mehrerer Körper, so einand anziehen. Über Centrum gravitatis.« Wir lesen: »[…] Ihr Centrum gravitatis.« Gelegentlich kommen wir auch bei der Auflösung von Abkürzungen und der Gruppierung abgekürzter Einträge zu anderen Resultaten (so betrachten wir "Mach. Ichnogr." im August 1752 als zusammengehörig). Völlig irrelevant für den Benutzer sind solche Korrekturen gewiss nicht. – In Teil 2 der Einleitung, §§ 4-6, geben wir eine Übersicht über die Abweichungen unserer Lesung von der Bopps mit weiteren Beispielen, die insgesamt eine Neuedition bereits angezeigt erscheinen lassen.

Andererseits war  Bopp als Mathematik­historiker in der Lage, Kommentare zu mathematischen Problemen zu geben, die wir in vielen Fällen nur übernehmen können. Bopp stand freilich die relativ genaue Beschreibung der nachgelassenen Manuskripte, die (hauptsächlich) Max Steck erarbeitet hat, nachdem die Lambertiana von Gotha nach Basel verkauft worden waren, noch nicht zur Verfügung. Seine Angaben beziehen sich weder auf die neuen Katalog­nummern (einige Teile wurden zudem umgeordnet) noch auf die neue Seitenzählung, so dass die Iden­ti­fi­ka­tion der von ihm gemeinten Handschriften bisweilen schwierig ist. Schließlich sind im Rahmen der Edition der
Philosophischen Schriften in Band X eine ganze Reihe der Baseler Manuskripte erstmals gedruckt und damit be­quem zugänglich gemacht worden, was in Bopps Kommentar natürlich nicht zu erkennen ist.

Die bessere Erschließung des (jetzigen) Baseler Nachlasses gab auch Grund zu der Hoffnung, dass sich in dem ein oder anderen Fall eine weitere Handschrift in Bezug zu einem Monatsbuch -Eintrag setzen lassen würde. Überdies war zu vermuten, dass die modernen Recherchemöglichkeiten und die Kenntnis weiterer Handschriften Lamberts (vor allem des Materials im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin) zu einer Vermehrung der Kommentare und natürlich auch zu Korrekturen führen würden – all dies hat sich bewahrheitet; ein einschlägiges Beispiel ist unser Kommentar zum Eintrag »Animadversiones ad Logic. algebr. praecipue deter­mi­na­tio relationis, et rationis« vom November 1753:

Vielleicht zu beziehen auf L.I.a 744C/14 ( Phil. Schr. X.1, S. 93-104), „Schedae variae de analysi logica“; s. be­son­ders 14a ( Phil. Schr. X.1, S. 93-95), wo die Relationen der Ideen betont werden. Vgl. weiter XII.1753, Anm. 99, I.1754, Anm. 105. [Kein Komm. bei Bopp.]


Wie zu sehen ist, haben wir uns besonders bemüht, die Kontinuitäten von Lamberts Arbeit an einem bestimmten Thema oder Problem sichtbar zu machen, soweit sie im
Monatsbuch aufscheinen. Damit der Leser vor allem die Beziehungen zwischen den Monatsbuch -Einträgen und den nachgelassenen Manuskripten unmittelbar nach­voll­ziehen kann, haben wir eine korrigierte, aktualisierte und bearbeitete Version der von Max Steck erstellten Kata­loge des Nachlasses an der UB Basel, ergänzt vor allem um eine möglichst genaue Beschreibung des Berliner Teils des Nachlasses, in den Band aufgenommen.

Auch in der Primärbibliografie verfolgen wir das Ziel, möglichst viele Verknüpfungen zwischen dem ver­öffent­lichten Werk, Zeugnissen seiner Entstehung und Rezeptionsbelegen herzustellen. Daher geben wir bei jedem Ein­trag zu einer selbständigen oder unselbständigen Veröffentlichung wichtige Stellen des Monatsbuchs an, in denen Lambert sich darauf bezieht, außerdem entsprechende Briefstellen, vor allem im gedruckten Brief­wech­sel. Über­dies konnten wir deutlich mehr zeitgenössische Rezensionen ermitteln, als Bopp, Steck und Maarten Bullynck bislang angegeben haben (ohne dass wir dabei Vollständigkeit hätten anstreben können). So wird zum Beispiel leicht erkennbar, dass Abraham Gotthelf Kästner fast die gesamte naturwissenschaftliche Publi­ka­tions­tätig­keit von Lambert kritisch begleitet hat.
Was die Vollständigkeit der Primärbibliografie selbst angeht, konnten wir vor allem Lamberts Beiträge zum Berli­ner
Astronomischen Jahrbuch genauer ermitteln (wofür die Sichtung des Berliner Lambert-Nachlasses im Archiv der BBAW entscheidend war) und etwas mehr Licht auf seine journalistische Betätigung werfen.

Getrennt von den übrigen Publikationen verzeichnen wir Lamberts
Rezensionen. Gestützt auf die teilweise in Basel erhaltenen Manuskripte konnten wir die Siglen, die in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek für Lambert als Rezensenten stehen, unabhängig von dem nicht immer verlässlichen Verzeichnis Gustav Partheys ermitteln und so erstmals eine zuverlässige und umfassende Liste aller (mehr als 440) Besprechungen aufstellen, die Lambert für dieses wichtigste deutsche Rezensionsorgan der Aufklärung verfasst hat – nicht nur der philosophischen, die wir schon in den Bänden VIII und X der Philosophischen Schriften berücksichtigt haben. Über das Personenregister werden sich alle Autoren von Werken, zu denen sich Lambert kritisch geäußert hat, bequem auffinden lassen.

Eng mit der Kommentierung des
Monatsbuchs hängt unsere Aufbereitung der Korrespondenz Lamberts zu­sam­men: Da die Beziehung eines Manuskripts zu einer isolierten, knappen Inhaltsnotiz im Monatsbuch in vielen Fällen zunächst nur vermutungsweise hergestellt werden kann, bieten gleichzeitige briefliche Äußerungen eine wichtige Quelle zu Erläuterungen – auch diese haben wir (gestützt vor allem auf alle fünf Bände der Ausgabe der deutschen wissenschaftlichen Korrespondenz durch Johann III Bernoulli) noch stärker als Bopp zu nutzen versucht.

Das Briefverzeichnis (in chronologischer und alphabetischer Ordnung) umfasst nun in der endgültigen Fassung 874 Briefe von und an Lambert , von denen inhaltlich etwas bekannt ist (bspw. in Form einer Veröffentlichung, des erhaltenen Originals oder Konzepts oder auch einer bloßen Antwortnotiz Lamberts; lediglich erschlossene Briefe sind nicht mitgezählt). Einer der letzten wichtigen Arbeitsschritte war ein Abgleich mit den Briefdaten aus einer Neukatalogisierung des Handschriftenbestandes der UB Basel, die von der UB online (im Katalog IDS Basel Bern) zugänglich gemacht werden. Die Fortschritte bei der Veröffentlichung von aktuellen und genauen Daten zu den Baseler Handschriften lassen es angebracht erscheinen, dass wir uns in einem gedruckten Briefverzeichnis mit Angaben zu den Handschriften selbst kurz fassen; der Hauptnutzen unseres Verzeichnisses liegt in der Be­rück­sich­ti­gung von Briefen außerhalb der Baseler Lambertiana und Bernoulliana: Dazu gehören insbesondere die Originalbriefe Lamberts an Brander in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg und weitere Stücke in Berlin, Genf, Bern, Zürich usw. Unser Supplementband verzeichnet die Korrespondenz Lamberts damit deutlich um­fas­sender und auch detaillierter (hinsichtlich der Briefdaten und der Fundorte) als die Aufstellung von Lamberts ›wissenschaftlichem Briefwechsel‹ in Max Stecks Bibliographia Lambertiana in der revidierten Fassung von 1971.
Ein typischer Eintrag für einen unveröffentlichten Brief, bei dem wir Angaben zum Inhalt machen können (das ist längst nicht bei allen ungedruckten Briefen der Fall), sieht etwa so aus wie der zum kürzlich in Zürich entdeckten Brief an Gessner:


K050 17.XI.1759, Augsburg; L. an Johannes Gessner; Orig. ZB Zürich, in Autogr Ott: Johann Heinrich Lambert; keine Veröff. bekannt – Ein gef. Blatt, drei Seiten Brief, 4. Seite Adresse und Siegel. Der Brief wird erwähnt in Gessners nächstem Schreiben vom 12.I.1760 (K054). Ein Auszug von unbekannter Hand in ZB Zürich, Ms M 18 20 (vgl. dazu K079). Inhalt: Über Teleskop-Aufträge Gessners an Brander; L. wolle sich demnächst mit dem von Gessner for­mu­lier­ten Problem vom Maximum und Minimum der Vergrößerung bei Fernrohren be­schäf­ti­gen (vgl. K049, DGB II 179); zu Gessners Tübinger Dissertation über Kometen, die L. gelesen hat; über Ex­pe­ri­mente und Resultate zur Photo­metrie.


Wie man unschwer erkennt, sind die Briefe in unserem Verzeichnis mit Nummern in der Form »K000« versehen, so dass in den übrigen Teilen des Bandes knapp auf sie Bezug genommen werden kann. Ein Eintrag zu einem ver­öffentlichten Brief ist meist kürzer:

K056 2.II.1760 Berlin; Leonhard Euler an L.; L.I.a 689, f. 177-178; L1924.01, S. 10-12 – Euler-Bfw. Nr. 1406.


Hinter »L1924.01« verbirgt sich eine Angabe in unserer Primärbibliografie, in diesem Fall Karl Bopps Ausgabe des Briefwechsels zwischen Lambert und Euler von 1924, »Euler-Bfw.« steht für den ersten Band (1975) der Reihe IV der großen Euler-Edition, in dem die Briefe von und an Euler in Regestenform verzeichnet sind.
Von einem ein für allemal endgültigen Verzeichnis aller (auch nur der erhaltenen) Briefe von und an Lambert sind wir damit allerdings wohl noch ein gutes Stück entfernt: Unsere Ressourcen waren begrenzt; wir konnten ins­be­son­dere nicht bei allen Korrespondenten Lamberts nach deren Nachlässen usw. recherchieren oder auch nur die dazu existierenden Hilfsmittel ausschöpfen. Es erscheint uns durchaus möglich, dass noch einzelne Stücke aus dem Briefwechsel etwa mit Gessner, Escher, Sulzer oder von Haller ans Licht kommen, dass in irgendeinem Archiv Briefe Lamberts an uns unbekannte Adressaten auftauchen oder dass amtliche Schreiben Lamberts als Ober­bau­rat (vielleicht im Preußischen Geheimen Staatsarchiv) entdeckt werden. In Lamberts Korrespondenz gibt es ja viele Hinweise auf weitere Briefe, die auch mangels einer umfassenden Edition noch nicht vollständig aus­gewertet werden konnten. Der Hinweis »… ist nicht erhalten« im Briefverzeichnis ist entsprechend zu inter­pre­tieren. – Der größte Fortschritt in unserer Kenntnis der Lambert-Briefe über unser Verzeichnis hinaus ist in den nächsten Jahren durch Digitalisierungen in Schweizer Archiven zu erwarten!

Unsere Einleitung erfüllt verschiedene Funktionen:


Teil 2 der Einleitung legt die Prinzipien unserer Texterstellung dar und stellt die einzelnen Teile des Buches dem Leser ausführlich vor. Dabei werden alle Konventionen erläutert, denen das interne Verweissystem folgt. Wer die Edition intensiv nutzen möchte, sollte sich damit gut vertraut machen.

Teil 1 der Einleitung bringt das Monatsbuch dem Leser näher, der es noch nicht kennt: Dort findet er Informationen zur Überlieferung des Manuskripts, zu seiner Funktion für Lambert und zur Art der Einträge. Hier werten wir auch statistische Befunde zur Verteilung der Einträge und der Textmenge aus. Anhand von Beispielen wird der Verlauf der Führung des Monatsbuchs skizziert. Dadurch, dass diese Quelle zu anderen Quellen über Lamberts Tätigkeiten in Beziehung gesetzt wird, kann der Leser abschätzen, welche Art von Folgerungen er aus den Einträgen im Monatsbuch ziehen kann.
Anschließend betrachtet die Einleitung die thematische Vielfalt der Einträge und gibt insbesondere Beispiele für Themen, die Lambert über lange Zeiträume beschäftigt haben. Schließlich wird untersucht, inwiefern Lamberts Vielseitigkeit ein Grund für seine beschränkte Wirkung ist. Dabei wird vor allem die frühe Rezeption seiner Wärme­lehre und seines zweiten philosophischen Hauptwerks, der
Anlage zur Architectonic , schlaglichtartig beleuchtet. Hier spielen unter anderem Kant und Ernst Mach eine wichtige Rolle, da ihre Sichtweise bis heute nachwirkt. Aus den neueren Interpretationen greifen wir die von Michael Friedman (mit Kantischer Perspektive) und Gereon Wolters (mit einem konstruktivistisch-wissenschaftstheoretischen Ansatz) heraus, um unter­schied­liche Zu­gangs­wei­sen zu exemplifizieren. Dieser Abschnitt der Einleitung ist ein (philo­sophie­geschichtliches) Plädoyer dafür, Lamberts Werk, aller Schwierigkeiten zum Trotz, als Ganzes in der Vielfalt, in der es uns im Monats­buch vor Augen tritt, und in seiner Eigenheit von Neuem in den Blick zu nehmen.

Außerdem haben wir der Einleitung noch eine Kurze Gebrauchsanweisung für dieses Buch für den punktuellen Benutzer des Supplementbandes vorangestellt (die Beschreibung von Teil 1 der Einleitung ist ein leicht be­arbei­te­tes und ergänztes Zitat daraus).

Rezensionen und kritische Würdigungen

Gesine Lenore Schiewer: »Semiotische Notate. Das wissenschaftliche Tagebuch Johann Heinrich Lamberts
(1728–1777)«

in: Kodicas / Code. An International Journal of Semiotics. Vol. 41. July/December 2018. No. 3–4 (erschienen im Herbst 2021), S. 335–342

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